iPhone-Datenretter: Kann man gelöschte Daten retten? (2024)

Eigentlich sollte nach Apples Konzept das Retten von gelöschten Daten von einem iPhone oder iPad gar nicht möglich sein. Zu stark ist iOS von der Außenwelt abgeschirmt. Offenbar werden aber manche Daten nicht komplett von einem iOS-Gerät entfernt oder überschrieben, sodass einige Tools die Wiederherstellung dieser Daten versprechen.

Wir haben uns die vier bekanntesten Tools Disk Drill von Cleverfiles (⬅︎ Sponsored Link), Wondershares Dr. Fone (⬅︎ Sponsored Link), iMobies Phone Rescue und UltData von Tenorshare näher angesehen. Alle drei sind bereits kompatibel mit iOS 13 und macOS Catalina. Drei Datenrettungsmethoden sind dabei üblich, das direkte Auslesen eines per USB angeschlossenen iPhone oder iPad, der Download von iCloud-Backupdateien und das Auswerten von iTunes-Backups.

Datenrettung leicht gemacht

Bekannt ist die Lösung Disk Drill von Cleverfiles als Datenretter für den Mac. Gab es ein Festplattenproblem oder hat jemand versehentlich Daten gelöscht, kann die Software diese Daten oft noch wiederherstellen. Schon seit einigen Jahren unterstützt Disk Drill aber zusätzlich die Datenwiederherstellung von iOS- und Android-Smartphones (sofern gerootet). Unterstützt werden alle iPhones ab iOS 5 bis iOS 13, für die Datenrettung müssen sie allerdings entsperrt und per USB-Kabel mit einem Rechner verbunden sein. Gedacht ist das Tool für Probleme, nach denen ein Nutzer keinen Zugriff mehr auf sein Gerät hat – etwa bei einem beschädigten Bildschirm, einem fehlerhaften Update-Vorgang oder Wasserschaden.

Automatisch listet Disk Drill iPhones in der Hauptübersicht auf, damit das Tool zugreifen kann, muss dies aber über ein Popup-Fenster auf dem iPhone gestattet werden.

iPhone-Datenretter: Kann man gelöschte Daten retten? (1)

Nach dem Anklicken der Funktion „Retten“ sieht man noch ein kurzes Hilfe-Fenster, dann startet ein erster Scan. Nach einer mehrminütigen Scan-Dauer – die Dauer hängt von den verwendeten Daten und ihrer Speichergröße ab – listet das Tool nun neun Arten von Daten auf, die man wiederherstellen kann. Neben Kontakten, Kalendern und Lesezeichen kann die Software auch Nachrichten, die Anrufliste Textnotizen auslesen und wiederherstellen. Fotos und Videos kann man ebenfalls wiederherstellen, das Tool greift dabei nicht nur auf die Foto-Rolle, sondern auch auf andere Ordner und temporäre Daten zu.

So funktioniert die Wiederherstellung: Um Daten von einer Festplatte oder SSD zu retten, nutzt Disk Drill eine völlig andere Methode als bei iOS-Geräten – durch die strikte Abschottung des Systems ist nämlich der direkte Zugriff auf die Daten fast unmöglich. Wie bei so gut wie allen iPhone-Datenrettern üblich, greift das Tool deshalb nur indirekt auf das angeschlossene iPhone zu: Das Tool verwendet die Backup-Funktion von iTunes bzw. des Systems, um alle Daten auf den Mac zu übertragen, diese Backupdatei wird dann für das Retten von Daten und die Suche nach gelöschten Daten verwendet. Befindet sich bereits eine Backup-Datei auf dem Mac, greift Disk Drill auf diese Daten zu. Wenig verlässlich ist allerdings die Löschung gerade gelöschter Daten. Hier kann Disk Drill laut Hersteller gerade gelöschte Fotos oder Videos oft noch wiederherstellen, dies ist aber nicht immer erfolgreich. Über einen Dateibrowser kann man vor der Wiederherstellung die Daten sichten und die Daten sortieren. Gerade bei Fotos ist die Sortierung nach Dateigröße auch sehr nötig, da auch sehr kleine Vorschaubilder wiederhergestellt werden – mit denen man leider oft wenig anfangen kann. Insgesamt ist das Tool aber eine gute Lösung für das Wiederherstellen von verloren geglaubten Daten.

Kein Backup: Daten vom angeschlossenen iPhone oder iPad scannen

Schon Millionen an iPhone-Besitzern soll die Lösung Dr. Fone von Wondershare geholfen haben, so der Hersteller. Schließt man ein entsperrtes iOS-Gerät an seinen Mac an und startet das 70 Euro teure Tool, beginnt ein mehrere Minuten dauernder Scan. Die Methode ist mit der von Disk Drill identisch: Im Hintergrund wird nämlich eigentlich kein „Scan“ durchgeführt, sondern ein komplettes Backup des iPhones auf den Mac geladen. Nur nachdem dieses Backup vorliegt, ist es nämlich möglich, auf temporäre Daten zuzugreifen und gerade gelöschte Daten wiederherzustellen. Hat man versehentlich gerade Fotos oder Notizen gelöscht, soll man diese so auch ohne Backup noch wiederherstellen können. Laut den Entwicklern der Tools funktioniert diese Wiederherstellung bei Kontakten, Fotos, Videos, Nachrichten und anderen Daten. So könne man auch die Anrufliste, Erinnerungen, Voicememos und Safari-Lesezeichen retten. Auch App-Daten werden unterstützt, etwa die kostbaren Chats des beliebten WhatsApp und andere Chat-Programme.

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Man kann die vier Programme übrigens auch ohne Registrierung testen, dabei ist aber nur eine Vorschau auf die Daten möglich. Das ist allerdings noch kein Garant für eine erfolgreiche Datenrettung. Manchmal kann eine Datei nur teilweise wiederhergestellt werden, ein Foto oder Video ist dann oft nicht mehr nutzbar. Nach unseren Stichproben lässt sich die Zuverlässigkeit der Datenrettung bei keinem der Programme garantieren, da diese Daten zwar oft temporär noch auf dem Gerät liegen können, aber laufend von neuen Daten überschrieben werden.

Bei einem unserer Testdurchläufe mit Dr. Fone versuchen wir beispielsweise ein Dutzend Fotos zu retten, die wir gerade in der Kamera-Rolle gelöscht haben. Der Scan dauert zehn Minuten, die Fotos können aber nicht identifiziert werden. Erfolgreicher ist das Tool bei der Wiederherstellung von Bürodaten wie Kontakten, Safari-Lesezeichen und Texten.

Hier hat auch Apple offenbar eingegriffen, so waren die App bei früheren Systemversionen weit erfolgreicher. Interessant: Das Toolkit ist in verschiedenen Ausbaustufen erhältlich und kann auch in halb so teuren Spezialversionen für die Messenger Whatsapp, Viber, Line und Kik erworben werden. Man kann mit diesen Versionen dann ausschließlich Daten dieser Apps retten und auch Backups erstellen.

Datenrettung zum günstigen Preis

iMobie hat ebenfalls eine Datenrettungssoftware im Angebot, die das Retten von vierzehn verschiedenen Datenarten unterstützt: Fotos, Nachrichten und Anrufverlauf, ebenso Kalender, iBooks und Videos. Mit einem Preis von 50 Euro ist die Software von iMobie nebenbei die günstigste Variante. Das Prinzip ähnelt den anderen Programmen, der größte Unterschied ist die Bedienweise: Man wird nämlich Schritt für Schritt durch die Datenrettung geführt. Die Ergebnisse unterscheiden sich wiederum wenig von den beiden anderen Tools. Auch mit diesem Tool können wir leider die gerade gelöschte Foto-Sammlung nicht mehr retten. Gut: Die Software warnt vor iTunes- und iCloud-Datenübertragungen und empfiehlt, das Gerät in den Flugmodus zu versetzten.

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Eine Besonderheit der Software ist das Ziel der Datenrettung. Optional kann man die Daten nämlich direkt auf dem iPhone oder iPad wiederherstellen: Man muss die Daten also nicht auf den Mac laden und dort auswerten. Allerdings kann man so auch alte Daten überschreiben, wir würden deshalb eher den Mac als Ziel der Datenrettung auswählen. Bei einigen Datenrettungen sind die Ergebnisse von Phone Rescue recht annehmbar, die Ergebnisse entsprechen denen der anderen beiden Apps. Etwas Kritik verdient die holprig übersetzte Oberfläche, die etwas verwirrend sein kann.

Scan in einigen Minuten erledigt

Einen fast identischen Funktionsumfang bietet auch die vierte Software UltData von Tenorshare . Auch hier kann man vor einem Scan eine bestimmte Dateiart oder alle unterstützten Dateiarten auswählen. Die Oberfläche wirkt etwas altbacken, bietet aber ähnliche Optionen. Auch hier dauert der Scan einige Minuten, dann erhält man eine Übersicht über die zu rettenden Dateien. Relativ erfolgreich ist das Gerät bei Daten wie Kontakten und Nachrichten, die Rettung von gerade gelöschten Kamerafotos ist ebenfalls nicht erfolgreich. Aktuell kostet die Ein-Jahres-Lizenz 60 US-Dollar.

Die Programme können wie versprochen einige gelöschte Daten retten, die Ergebnisse waren allerdings enttäuschend. Gerettete Fotos bestanden in unserem Test oft nicht aus den Originalen, sondern nur aus kleinen Vorschaudateien, die Videos waren eigentlich Live-Fotos und man erhält unter Umständen hunderte an unbenannten Textdateien. Eigentlich sollte man die Apps eher als Notlösung oder „letzte Hoffnung“ verstehen. Zudem ist die Auswertung der Daten nicht ganz problemlos, vor allem wenn man nicht gezielt bestimmte Dateiarten retten will.

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Backup vorhanden – iPhone defekt

Bei Problemen mit einem iOS-Gerät und auch nach einem Datenverlust ist das Aufspielen eines Backups die beste Lösung – falls vorhanden. Hat man aber regelmäßig iOS-Backups erstellt, gibt es bei einem defekten iPhone oder iPad oft trotzdem noch ein Problem: Um die Daten wiederherzustellen, benötigt man ein neues oder repariertes Gerät. Ist das Gerät aber in Reparatur, kann man mit allen drei Programmen auf ein lokales iTunes-Backup oder iCloud-Backup zugreifen. Für diese Aufgabe gibt es deshalb Freeware-Tools wie iBackup Viewer .

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Ungewöhnlicher ist der Zugriff auf iCloud. Nach Eingabe seiner Anmeldedaten kann sich nämlich jedes der drei letztgenannten Programme mit Apples Servern verbinden und iCloud-Backups herunterladen. (Auch Disk Drill soll diese Funktion bald erhalten) Nach Download der mehrere GB großen Dateien kann man diese Daten dann auf ein iOS-Gerät übertragen, wahlweise aber auch die Daten auswerten und etwa E-Mails oder Nachrichten extrahieren. Das funktioniert bei jedem der drei Programme. Der Unterschiede zur Datenwiederherstellung per iCloud: Vor dem Aufspielen des iCloud-Backups kann man die Daten sichten und gezielt bestimmte Daten ergänzen – etwa nur die gelöschten Fotos. Dieser Download der iCloud-Backups ist teilweise auch mit den Demo-Versionen der Tools möglich.

Allerdings ist der iCloud-Zugriff offensichtlich nur etwas für Notfälle: Unser Download eines iCloud-Backups wurde von Apple offenbar als verbotener Zugriff interpretiert. Unser Account wurde gesperrt und wir mussten unser Passwort zurücksetzen.

Phone Rescue, UltData und Dr. Fone bieten noch eine Reihe zusätzlich Funktionen. So kann man mit Dr. Fone „ Privatdaten-Entferner “ (⬅︎ Sponsored Link) noch wiederherstellbare Daten löschen – etwa private Notizen oder Bilddateien. Ebenso wie Phone Rescue und UltData bietet das Tool außerdem Wartungsfunktionen, etwa für das Beheben von Systemproblemen. Für diese Aufgaben benötigt man aber eigentlich keine eigene Software.

Fazit

Hat man versehentlich Daten gelöscht, kann eine Datenrettungssoftware wie Phone Rescue unter Umständen hilfreich sein. Was wiederhergestellt wird, ist aber ungewiss und sehr begrenzt. Regelmäßige Backups können die Programme leider keinesfalls ersetzen.

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